Bereits im März 1848 fanden die revolutionären Umbrüche auch im Oberbergischen ihren Widerhall. Die Gummersbacher Bürgerschaft, in der mittelständische Unternehmer, Handwerksmeister und akademische Berufe den Ton angaben, zählte mehrheitlich zum Lager der Liberalen, die zwar durchaus eine demokratische Verfassung anstrebten, aber an einem Monarchen als Staatsspitze festhielten (konstitutionelle Monarchie). Im benachbarten Neustadt (Bergneustadt), wo viele lohnabhängige Strumpfweber lebten, dominierten hingegen radikal-demokratische und sozialistisch angehauchte Forderungen die Debatte.

Nicht zuletzt dieser Hintergrund und die noch lebendige Erinnerung an den ”Speckrussenaufstand” von 1813 führten zur schnellen Bildung der Gummersbacher Bürgerwehr (Schutz vor ”randalierenden Elementen”). Der neu gegründete Gummersbacher Bürgerverein, der vom Arzt Dr. Ludwig Winckel geleitet wurde, vertrat nachhaltig Positionen der Liberalen und diente als Forum zur Debatte über lokale und nationale Themen. Er versuchte darüber hinaus - zeitweise mit Erfolg - die lokale Politik transparenter zu machen und eine gewisse Kontrolle über die Entscheidungen der Gemeindeverordneten auszuüben.

Die Angst vor der ”Linken”, den ”Anarchisten” usw. ließ dann schließlich - wie in anderen deutschen Orten auch - in Gummersbach das liberale Bürgertum die vom wieder erstarkten preußischen König im Dezember 1848 verordnete (”oktroyierte“) Verfassung hinnehmen. Damit war das Scheitern der bürgerlichen Revolution endgültig eingeleitet, die Chance zur Gründung eines demokratisch regierten Nationalstaates für lange Zeit vertan. Allerdings gehörten die Sprecher der Gummersbacher Liberalen während des Verfassungskonflikts in den 1860er Jahren zu den Protagonisten der Fortschrittspartei vor Ort; liberales Gedankengut hatte also tiefere Wurzeln geschlagen.

Ludwig Winckel (1809-1892),
bedeutender Arzt und liberaler
Demokrat

Am Elberfelder Aufstand beteiligten sich
auch Gummersbacher.